Amtseinführung von Steffen Ball


Heusenstamm, 11. Dezember 2021

 

Am Freitagabend fand im Kultur- und Sportzentrum Martinsee die Amtseinführung unseres neuen Bürgermeister Steffen Ball statt - inclusive Aushändigung der Ernennungsurkunde durch Bürgermeister Halil Öztas und Vereidigung und Verpflichtung durch Stadtverordnetenvorsteher Peter Jakoby. Alles Gute Steffen, wir stehen an Deiner Seite.  Wenn Sie Interesse an der Rede des künftigen Heusenstammer Bürgermeister zur Amtseinführung haben, hier ist der Text.

 

Herr Vorsteher,

Herr Bürgermeister,

werte Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats,

des Ausländerbeirats,

liebe Mitglieder des Bürgerforums Rembrücken,

werte Ehrenbürger unserer Stadt,

werte Abgeordnete, Direktoren,

liebe Heusenstammerinnnen und Heusenstammer,

liebe Gäste, liebe Freunde, liebe Familie,

meine sehr geehrten Damen und Herren.

 

„Unsere Stadt“, sagen die Heusenstammerinnnen und Heusenstammer – und übrigens auch alle Zugezogenen spätestens nach ein, zwei in Heusenstamm verbrachten Jahren – manchmal auch liebevoll „unsere kleine Stadt“.

 

Denn sie leben gern in dieser hübschen Stadt, deren gewachsene Historie in der Altstadt mit anheimelnden Straßen, Gassen und Winkeln, den Fachwerkhäusern und den herrschaftlichen Bauwerken sichtbar wird, deren großzügige moderne Neubauviertel und Industrie- und Gewerbegebiete von lebendiger Gegenwart zeugen.

 

Dieser Text, liebe Gäste, stammt aus dem wunderbaren Buch „Heusenstamm – Impressionen einer Stadt.“ Wolf Ladewig, der Gatte unserer ehemaligen Büchereileiterin und Stadtchronisten Gudrun Ladewig, hat diesen Text verfasst. Und ich glaube, auch der jetzige Stadtverordnetenvorsteher hat einige Stunden in dieses Werk investiert.

 

Das ist schon ein paar Tage her. Wenn Sie das Buch durchblättern, sehen Sie auf einem Bild den Stadtverordnetensitzungssaal im Rathaus – am Pult spricht Günther Hemberger, hinter ihm sitzen Bürgermeister Adolf Kessler und der damalige Stadtverordnetenvorsteher Josef Eckstein. Von der Kanzel der Kirche Maria Himmelskron predigt Pfarrer Richard Hofmeister, es gibt Bilder vom 50. Geburtstag der Feuerwehr Rembrücken, man sieht Cäcilia, die Mutter meines Jugendfreundes Tom Nöltner, wie sie bei der Firma Spohn und Schirmer als Babbscherin feinste Lederwaren herstellt.

 

Es scheinen Bilder aus einer längst vergangenen Zeit zu sein - und doch, so ist mein Eindruck, „unsere Stadt“, „unsere kleine Stadt“ - das sagen wir in Heusenstamm immer noch voller Zuwendung und Hingabe zu diesem Flecken Erde, der für viele Heimat ist oder geworden ist.

 

Man spricht von Heusenstammerinnnen und Heusenstammern - aber auch von Heusenstämmerinnen und Heusenstämmern - so dürfen sich angeblich nur die nennen, die hier geboren sind oder schon mindestens Dekaden in dieser Stadt verbracht haben.

 

Ich mag diese Trennung nicht. Heusenstämmerinnen und Heusenstämmer - das sind alle die, die sich in unserer Stadt engagieren. Die Bürgerinnen und Bürger sein wollen - statt nur Bewohnerinnen und Bewohner.

Das sind zum Beispiel auch Sie, werte Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, die sie sich Stunden um Stunden um die Ohren schlagen, um ehrenamtlich richtungsweisende Entscheidungen für unsere Stadt zu treffen nach bestem Wissen und Gewissen (und die dann oft genug auf dem Markt, im Internet oder in der Kneipe dafür gescholten werden …).

 

Das sind die Menschen in den Vereinen, in freiwilligen Gruppierungen, in Nachbarschaftsinitiativen, die das Leben in Rembrücken und Heusenstamm immer ein wenig besser machen wollen.

 

Es erfüllt mich mit Stolz und Demut zugleich, dass ich ab 1. Januar das Amt des Bürgermeisters dieser Stadt bekleiden darf.

 

Ich bin dankbar, dass ich gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf dem Bauhof, im Rathaus, in den Kitas, in Martinsee, in den Feuerwehrhäusern, im Haus des Buches und allen anderen städtischen Einrichtungen auf einem Fundament aufbauen kann, das meine Vorgänger gelegt haben – namentlich möchte ich die hier anwesenden Josef Eckstein, Peter Jakoby und Bürgermeister Halil Öztas nennen. Lieber Herr Eckstein, lieber Peter, lieber Halil – vielen Dank dafür.

 

Was liegt vor uns, was sind die Herausforderungen in den nächsten Jahren?

Nun, zunächst und selbstverständlich: die Überwindung der Pandemie, um weiteres großes gesundheitliches Leid und Tod für jeden einzelnen zu vermeiden und weiteren Schaden von unseren Gesellschaften abzuwenden.

Immer mehr Menschen wohnen mittlerweile in Städten.

 

Auch wir hier in Heusenstamm haben die Chance, unseren Beitrag zur Lösung der großen Fragen unserer Zeit zu leisten - ich nenne nur die Stichworte Klimaschutz, Integration, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Demokratie, Bildung, Mobilität - und den Kampf gegen Populismus und Hetze.

 

Neulich wurde ich gefragt: Warum willst Du eigentlich Bürgermeister werden?

 

Und ich habe gesagt: Mich reizt sehr, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in den städtischen Einrichtungen für alles zuständig zu sein in unserer Stadt. Für Gesundheit und Pflege, für Inklusion und Integration, für Klima, Umwelt und Natur, für Kinderbetreuung, Jugend- und Seniorenarbeit, für die Sorgen und Nöte der Menschen in der Mitte unserer Gesellschaft, für Sport, Sicherheit und Ordnung, für Stadtentwicklung und Wohnen, für Vereine und Ehrenamt, für Verkehr und Mobilität, für Handel und Gastronomie, für die Digitalisierung und unseren Wirtschaftsstandort.

 

Kommunalpolitik pur: Für alles zuständig sein in unserer Stadt.

 

Und ich möchte, dass das der Geist ist für alle Menschen, die, wie man so schön sagt, bei der Stadt beschäftigt sind. Unser Motto muss sein: Wir sind für alles zuständig – und wir helfen gerne. Wir wenden unseren Blick nicht in der Hierarchie nach oben, sondern nach außen, zu den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt.

 

Ich halte den gesellschaftlichen Zusammenhalt für eine Kernherausforderung – gerade nach Corona. Wir reden viel zu oft übereinander statt miteinander. Das möchte ich ändern, dafür möchte ich einstehen. Über alle gesellschaftlichen Schichten und Gruppierungen unserer Stadt hinweg.

 

Bürgerbeteiligung ist nicht nur ein Wort, es ist eine Haltung.

 

Wir werden mit den Heusenstämmerinnnen und Heusenstämmern in den offenen Dialog treten und fragen: Was wollt ihr?

 

In Sachen Mobilität, Digitalisierung, in Sachen Sportangebote, in der Kinderbetreuung - eben in allen Kernfragen, die die Entwicklung Heusenstamms betreffen.

 

Und dann müssen wir sagen, was wir als Stadt können - und was nicht, was selbst gemacht werden muss.

Unsere politischen Entscheidungen brauchen ein Preisschild.

 

Die Kernfrage der nahen Zukunft darf - und da wage ich schon einmal einen Blick auf den Haushalt – nicht mehr sein: Was wollen wir? Sondern vor allem: Was können wir?

 

Die Abwägung der Fragen „Was ist wünschenswert?“ und „Was ist realisierbar?“ wird immer stärker in den Fokus unserer politischen Entscheidungen rücken müssen.

 

Und dabei geht es nicht nur um das Monetäre.

 

Dabei geht es für uns alle um die Frage: welchen Preis sind wir bereit zu zahlen bei richtungsweisenden Entscheidungen in unserer Stadt?

 

Beispiel: Brauchen wir mehr Wohnungen? Da werden die meisten von uns sagen: Ja, natürlich. Aber sind wir dann auch bereit, den Preis einer höheren Nachverdichtung zu zahlen? Da kommen viele schon ins Grübeln.

 

Und wissen Sie was: Ich freue mich genau auf diesen Diskurs. Ich rufe uns alle, die wir politische Verantwortung tragen, auf: Lasst uns zuhören, Meinungen aufnehmen - und dann abwägen und entscheiden.

Bei der Fragestellung, wie wir die Kinderbetreuung in unserer Stadt verbessern.

Bei der Fragestellung, wie wir die Quartiere entwickeln – vom Campus über den Brückenbauhof bis zum Fernmeldezeugamt.

Bei der Fragestellung, wie wir die Fahrradmobilität in unserer Stadt verbessern - ohne die Älteren zu vergessen, die mit dem Auto von der Waldesruhe zum Rewe fahren müssen, weil es anders einfach nicht mehr geht.

 

Bei der Fragestellung, wie wir Wohnraum in unserer Stadt organisieren, den auch die bezahlen können, die ihre Familie allein durchbringen wollen oder müssen.

Bei der Fragestellung, wie wir unsere Demokratie verteidigen gegen die, die so oft Meinungen mit Wissen vertauschen und anonym in den sozialen Netzwerken hetzen.

 

Es gibt viel zu tun. Und ich freue mich darauf, anpacken zu können.

 

Die Amtseinführung des Bürgermeisters ist eigentlich ein Fest für alle Menschen unserer Stadt.

 

Ich hatte für heute die Vertreter der Heusenstammer Chöre gebeten, eine Abordnung für einen großen Heusenstamm-Chor zu entsenden, um diese Veranstaltung musikalisch zu umrahmen.

 

Ich hatte die Stadtkapelle und das Blasorchester der TSV angefragt, ob sie gemeinschaftlich als ein Orchester spielen würden – auch hierfür gab es eine Zusage.

Die Prosecco-Kehlchen hätten zum Abschluss das Heusenstamm-Lied gesungen.

All das wird es aus bekannten Gründen nicht geben können. Auch einen Umtrunk und Begegnung wird es heute nicht geben können.

 

Ich verspreche aber schon jetzt: Sobald es möglich ist, werde ich zu Bier, Apfelwein und Softdrinks an den Bannturm einladen – dann holen wir genau diese Begegnungen nach.

 

Lieber Halil – ich wünsche Dir von Herzen persönliches Wohlergehen und alles Gute für Deine Zukunft. Als kleines Geschenk für Dich habe ich heute den neuesten Heusenstamm-Krimi von Thomas Hartmann besorgt – er kam ganz frisch aus der Druckerei. Mehr als 30 Figuren in diesem Buch sind Menschen aus Heusenstamm nachempfunden – ich denke Du wirst viele wiedererkennen...

 

Ihnen allen wünsche ich eine fröhliche Weihnachtszeit und – schon jetzt – ein gutes neues Jahr.

 

Vielen Dank.